Freund! o wie mir’s dringt

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Freund! o wie mir's dringt zu Herzen,
  Was dein Lied von Liebe spricht!
  Nur so of's von süßen Schmerzen
  Redet, so begreif ich's nicht.
Ist es um des Klanges willen
  Nur weil Schmerz auf Herz sich reimt?
  Denn ich fühle wie im stillen
  Busen gar kein Schmerz mir keimt.
Hier find lauter Himmelswonnen,
  Ist es so nicht auch in dir?
  Freundin! ja so hat's begonnen,
  Doch solang war's anders hier.
Nur im reinsten Engelherzen
  Kann der Liebe Himmelslicht
  Zünden reine Freudenkerzen,
  Und die Flammen fühlst du nicht.
Und ich fühle, wie herüber
  Schon von dir die Kraft mir dringt,
  Tretend in den Kampf mit trüber
  Nacht, und sie zu Boden ringt.
Nur das Schmerzenswort zu brauchen
  Klebt dem Lied noch an ein Hang.
  Komm, in Wonnen untertauchen,
  Freundin, soll der leere Klang!