Güterzerschlagung

Einzeln und dem Staat Mag's frommen,
  Große Güter zuzerschlagen,
  Weil, vom Fleiß in's Werk genommen,
  Kleine Güter großes tragen.
Aber wenn in gar zu kleine
  Fetzen alle ist zerrissen,
  Wird die arme Volkgemeine
  Jeden festen halt vermissen.
Einer wird den andern hindern,
  Seines Ackers frei zu walten;
  Und kaum lohnt sichs für die mindern,
  Eigenes Geschirr zu halten.
Statt einander zu ergänzen,
  Kreuzen sich die winz'gen Staaten.
  Statt der Furchen giebt's nur Grenzen,
  Und Marksteine statt der Staaten.
Was der eine nennt verbessern,
  heißt der andre untergraben;
  Wenn der eine denkt zu wässern,
  Will's der andre trocken haben.
Wenn der hier für sich sein bestes
  Korn auf feinem Fleckchen säet,
  Klagt der dort, der Hauch des Westes
  Hab' ihm Tollkorn zugewehet.
Und sie wollen sich verzäunen,
  Sich verschanzen und verbauen,
  Und es werden ihre Scheunen
  Desto minder Körner schauen.
Und es wird des Himmels Segen
  Den Zerschlagnen sich versagen,
  Bis sie ihres Vortheils wegen
  Wieder sich zusammenschlagen.