Der Halbrock.

Den Hausrock trug ich, den langen,
  Bis er in Fetzen gegangen;
  Da ließ ich, mich besser zu kleiden,
  Die untere Hälft' abschneiden,
  Und heilte die oberen Blößen
  Mit den entbehrlichen Schößen.
  Scheint er unangenehmer,
  Doch ist der Rock nun bequemer;
  Es waren nicht nur entbehrlich
  Die Schöße, sondern beschwerlich.
  Nun brauch' ich nichts aufzuheben,
  Will ich zum Sitz mich begeben,
  Und trete nicht aus die Schleppe,
  Wenn ich aufsteige die Treppe,
  Verwirre mich nicht in's Gefieder,
  Bück ich zum Boden mich nieder,
  Zu zieh'n ein Buch aus dem Staube;
  Und wandl' ich, träumend vom Laube
  Des künft'gen Lenzes, am Schimmer
  Der Kerz' als Sonne, durch's Zimmer
  Als durch hesperische Haine,
  So baumelt mir nichts um die Beine;
  Und wenn ich am Tisch anstreife,
  Werf' ich nichts um mit dem Schweife.
  Und wenn ich Hesiodos lese,
  So fühl' ich wie ich genese,
  Aufgeht mir die Hypothese,
  Die lang ließ Lösung mich missen,
  Wie er im Grazientanze,
  Der Hausbelehrung beflissen,
  Sang aus helikonischer Schanze:
  Thöricht, die nicht wissen,
  Wie mehr ist das Halb denn das Ganze.
  Lang tappt' ich in Finsternissen,
  Nun seh' ich'ss in vollem Glanze:
  Der halbe Rock unzerrissen
  Ist mehr als zerrissen der ganze.