Poetische Federn.

Zu des Musenbergs Erklimmung
  Geht aus eignen Wegen jeder;
  Einer sucht poet'sche Stimmung,
  Und ich die poet'sche Feder.
Wenn die Dinte nicht im Fluß ist,
  Läßt sie leicht in Fluß sich bringen;
  Doch der geistige Erguß ist
  Ohne Feder ohne Schwingen.
Jene sind mir zu beneiden,
  Die mit jeder schreiben können,
  Oder sie nach Lust sich schneiden;
  Beides seh' ich nicht mir gönnen.
Seiten einen Kiel gewann ich,
  Der mir geht mit ebnen Tritten;
  Und zu schneiden nie begann ich,
  Ohne daß ich ihn verschnitten.
In den Himmel längst gewachsen
  Wären meine Liederbäume,
  Wenn nicht meine raschen Achsen
  Hemmten diese Schicksalszäume.
Zur Stahlfeder griff ich auch,
  Fand sie doch zu ernst zum Spiele;
  Eigen ist melod'scher Hauch
  Dem beseelten Federkiele.
Mag sich jene stolz erheben,
  Daß sie gar nicht ab sieh nutzet;
  Doch das hat nicht rechtes Leben,
  Was so starr dem Tode trutzet;
Sondern nur der Kiel des Schwans,
  Der nie hört sein Lied getadelt,
  Oder der bescheidnen Gans,
  Die zum Schwan im Tod sich adelt.
Längst an Helikon und Pindus
  Diente Schwan als Kunstpilote;
  Auf dem Ganges, aus dem Indus,
  Segelt Gans als Liebesbote.
Viele Federn an dem Leibe
  Trägt die Gans; wer rupft ihr aus
  Grad die rechte, die mir schreibe
  Nicht zu grob und nicht zu kraus?
Wollet mir nur Federn liefern,
  Wenn ihr Lieder haben wollt!
  Niemals ist der Strom in tiefern
  Wogen durch mein Herz gerollt.