Zum Geburtstag eines Freundes.

der Freund ist Katholik geboren,
  Und Protestant ist er gesinnt,
  Hat Angestamntes nicht verloren,
  Indeß Erworbnes er gewinnt.
  Er feiert gerne noch die Feste,
  Die ihm der alte Glauben beut,
  Indeß er sieh dabei auf's beste
  Der neuen Glaubensfreiheit freut.
Alswie der Römer seine Laren
  Am Herd noch ehrte, da er schon
  Besiegter Welten Götterschaaren
  Versammelt in sein Pantheon;
  Und wie daheim bei mir gesprochen
  Der Jugend Dorfwitz ohne Zwang:
  Wir feiern jeden Tag der Wochen
  Als Sonntag ohne Kirchengang.
So hält der Freund nach alter Sitte
  Den heil'gen Namenstag bekrönt,
  Hat aber sich in unsrer Mitte
  An den Geburtstag auch gewöhnt.
  Will er sich freundlich heut bequemen
  Zu dem Geburtstagstrinkgelag,
  Warum sollt' er sich's lassen nehmen
  Zu trinken auch am Namenstag?
Geboren nur sind Protestanten,
  Und Katholiken nur genannt;
  Doch zum Gebornen und Genannten
  Taugt ein kathol'scher Protestant.
  Gewonnen hat er, nichts verloren,
  Daß ich's noch einmal sage recht;
  Denn ist es gut zu sein geboren,
  So ist's genannt zu sein nicht schlecht.