Frau Barbe.

Frau Barbe saß an ihrem Rädchen,
  Die Töchter hatten Muß genascht,
  Sie sprach, indeß sie zog ihr Fädchen:
  Ihr lieben Töchter! Geht und wascht
  Hand und Gesicht,
  Daß etwa nicht
  Ein Freier so euch überrascht
  Als ungewaschne Mädchen.
Seht dort im Winkel unser Kätzchen!
  Ihr kennet wohl den alten Spruch:
  Wenn es sich putzt mit seinen Tätzchen,
  Bedeutet's einen Gastbesuch.
  Die Leute gehn
  Nicht es zu sehn,
  Doch ordnet es sein Busentuch,
  Und schniegelt sich das Lätzchen.
Ein Geist, mit dem es steht im Bunde,
  Sagt ihm, was vor der Thüre sei;
  Ihr aber habt zuvor nicht Kunde,
  Wann einer geht aus Freierei.
  Den Wink benutzt!
  Und seid geputzt
  Zu jeder Stund', und nebenbei
  Auch fleißig jede Stunde!
Die Mädchen fuhren nach den Haaren,
  Und kämmten gleich sich auf Geheiß.
  Dann lachten sie und sprachen: Sparen,
  Frau Mutter, können wir den Fleiß.
  Dazu ist ja
  Das Kätzchen da,
  Daß wir, wann es wen kommen weiß,
  Von ihm es auch erfahren.
Allein das Kätzchen hatt' ein Schätzchen
  Im Dorf, zu dem es manchmal schlich.
  Und als einmal war leer fein Plätzchen
  Verrechneten die Mädchen sich:
  Denn ungemahnt
  Und ungeahnt
  Erschien der Freier, und entwich
  Vor ungewaschnen Frätzchen.