Der Vater.¶
Jedes Kräutchen, jedes Pflänzchen,
Ist die Beute meiner Buben,
Rothe Kehlchen, rothc Schwänzchen,
Die Bevölk'rung ihrer Stuben,
Die sie mit gequetschten Schenkeln
Aus den selbstgestellten Sprenkeln
Oder fremden huben.
Ungescheut des Sumpfs Kibitzen
Gehn sie die gefleckten Eier
Aus dem Neste wegstibitzen,
Selbst verriethen es die Schreier.
Und die Nüsse, halb erst zeitig,
Machen sie dem Eichhorn streitig,
Zu der Kirmeßfeier.
Goldengrün' und braune Käfer
Halten sie als ihre Herde,
Wie sein Vieh des Dorfes Schäfer,
Oder schirren sie als Pferde;
Fangen ein des Feldes Grillen,
Daß uns sein ergötz' ihr Schrillen
An dem stillen Herde.
Vollgestopfet werden Schränke
Mit des Krähbergs Schneckenhäusern,
und gepfropfet Tisch' und Bänke
Mit der Leinach Blüthensträußern;
Und die Mutter hat ein stätes
Kämpfen, sich des Hausgeräthes
Wieder zu entäußern.
Pfauenaugen, Schwalbenspieße,
Stolze Falter, welche tragen
Silber, Gold und bunte Bließe,
Sind ihr ew'ges Jagdbehagen;
Nur die eingefärbten weißen,
Welche mit den Kohl beschmeißen,
Wollen sie nicht jagen.
Edelhofes Pfauenschweife
Lassen sie nicht unberupfet,
Und des Kalekuters steife
Räder auch nicht unbezupfet
Schulzens eingefangner Taube
Wird die stolze weiße Haube
Roth und grün betupfet.
Wann am Baum die Kirsche reiret,
Rüsten sie den Kirschenhaken,
Und den hohen Ast ergreifet
Einer auf des andern Nacken;
Und es hat sie nie gehemmt,
Daß am Stamm sind eingeklemmet
Dörner scharf von Zacken.
Denn es ist in unsrer Markung
Kein verwehrtes Obst die Kirsche,
Zu des jungen Volks Erstarkung
Allen eine freie Pirsche;
Die nicht ihre Bäume haben,
Gehen sich an fremden laben,
Wie am Waldbach Hirsche.
Doch nach Erd- und Heidelbeeren
Wenn sie diese lieber wählen,
Ziehn sie aus mit Bubenheeren,
Ueber welche sie befehlen;
Und die Tanne oder Linde
Giebt geduldig ihre Rinde,
Wann die Räpfe fehlen.
Wenn zum Schmuck für's Fest der Pfingsten
Sie der Birken Wipfel stutzen,
Wird dagegen im geringsten
Nicht des Försters Rüge nutzen;
Noch auch wann sie zu Weihnachten
Ganze Fichtenwälder brachten,
Die der Christ soll putzen.
Wenn sie Pfeifen schneiden wollen,
Wird der Flechter seine Weiden,
Die zu Körben wachsen sollen,
Nicht verwehren unbescheiden;
Und der Weber schilt nicht thöricht,
Wenn sie seiner Spulen Röhricht
Zu Schalmein verschneiden.
Wenn sie Kühe durch die Saaten
Jagen wie ein Schwarm von Bremschen.
Und nicht sehn was sie zertraten,
Wo sie pflücken blaue Tremschen;
Nicht mit Strafen einzuschreiten
Eilt der Fluren der vom weiten
Kennt die rothen Wämmsehen.
In des Dorfes Knabenschaaren
Kön'ge sind die Amtmannskinder,
Und wo man sich liegt in Haaren,
Bleiben sie die Ueberwinder.
Wann sie einst sich müssen ducken,
Werden sie ein wenig gucken,
Werden's lernen doch nicht desto minder.
Anmerkungen¶
- Kalekuter
Truthühner