77.
Ich saß am Bach, und sah
Die Well' hinunter gleiten,
Und dacht' an fern und nah,
An alt und neue Zeiten.
So manche Thräne quoll,
O Bach, an deinen Borden;
Du bist davon nicht voll,
Und trübe nicht geworden.
Manch Kränzlein, das ich wand
An dir, verlor den Schimmer,
Doch windet meine Hand
Ein neues Kränzlein immer.
Die Blume stirbt am Rand,
Ich denk' an liebe Todte;
Und wie sie neu erstand,
Kommt mir ein Liebesbote.
Wo kommest du in's Meer?
Wo kommst du aus der Quelle?
Wo komm' ich hin und her?
O Bächlein, mein Geselle!
Nun nickt das Frühlingsreis
Dir zu mit Wohlgefallen;
Jüngst war dein Wintereis
Ein Spiegel von Ktystallen.
Nun klärt dich Himmelslicht,
Und schwellt dich Frühlingswonne;
Hell zeigst du mein Gesicht,
Und heller das der Sonne.
O Welt, wie bist du schön,
Von Frühlingshauch belebet,
Wenn über deinen Höhn
Des Himmels Ahnung schwebet.