Hui, wie ist dein Odem kalt¶
97.
Hui, wie ist dein Odem kalt,
Der mir gestern war so lau;
Pfui, wie weht's vom Munde bald
Dir so sanft und bald so rauh!
Nicht ein schwaches Menschenkind
Schelt' ich mehr, o Maienwind,
Da du selber so geschwind
Wechselst lind und ungelind.
Auch auf dich ist kein Verlaß,
Wie aus Menschensinn und Muth;
Stündlich wechselt Lieb' und Haß,
Augenblicklich Bös und Gut.
Dulden muß der Blüthenstrauch,
Wie ob ihm ergeht der Hauch;
Ei, in diesen Lenzgebrauch
Lern' o Herz, dich finden auch!