Schon seit meinen frühsten Tagen

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Schon seit meinen frühsten Tagen
 Hört' ich, mag mir's Gott verzeihn,
 Gern die Nachtigallen schlagen,
 Doch den Knkuk lieber schrein.
Und daß er ein miserabler
 Sänger sei, ich glaubt' es nicht
 Dem berühmten Kindekfabler,
 Der davon mit Salbung spricht,
Wie Damöt mit seiner Schönen,
 Um das Lied der Nachtigall
 Zu bewundern, muß verhöhnen,
 Armer Lukas, deinen Schall.
Aber schüchtern blieb mein Lieben,
 Bis sich mir der Orient
 Aufthat, und ich fand geschrieben,
 Wie sich dort der Kukuk nennt:
Kokila vom Liebesgotte
 Zum Mitkämpfer ausgesucht,
 Wenn er machen will zu Spotte
 Eines Büßers fromme Zucht.
Wann die Nymphe niedersteiget,
 Anders singen kann sie nicht,
 Als daß sie sich zeigt und schweiget,
 Und für sie der Kukuk spricht.
Da der Kukuk so zu Ehren
 Dort im heil'gen Osten kam,
 Soll die Andacht mir verwehren
 Künftig keine falsche Scham.
Kukuk ist am Gangastrome
 Einerlei mit Nachtigall;
 Die in deutscher Eichen Dome
 Wohnen ein getrennter Schall.
In des Kukuks Ruf beschlossen
 Liegt die ganze Masse Klang,
 Die gegliedert ausgegossen
 Wird der Nachtigall Gesang.
Weil der Dichter sucht die Masse,
 Die noch nicht die Form gewann;
 Horch' ich, Kukuh dir, und lasse
 Nachtigall, die selbst es kann.