24.
Ein grüngoldnes Frühlingswürmchen
Rührte bis zu Thränen einen
Frommen Dichter, deß Begeistrung
Oftmals unterging im Weinen.
O grüngoldner Frühlingswurm
Sprach er, bist du auch unsterblich?
Oder wird der nächste Sturm
Deinem ganzen Sein verderblich?
Wirst du ohne Spur verwehen,
Wann dein Glanz zerfiel in Staub?
Oder mit mir auferstehen
Unter ew'gem Frühlingslaub?
Angeregt vom Dichterhauche
Läßt das Würmchen sich vernehmen;
Jener sieht nach Dichterbrauche
Sich beschämt vom eignen Schemen.
Kümmre dich um deine Seele,
Was willst du nach meiner fragen,
Ob sie mir zum Schaden fehle,
Oder auch zum Wohlbehagen?
Ob nicht tausend goldne Sterne
Schon zerflossen, weiß ich nicht;
Ich zerfließen werde gerne
Wie der Thau im Morgenlicht.
Der du selber deine Seele
Stolz erhebend, hast gesprochen,
Daß, was allen Welten fehle,
Nur in ihr sei angebrochen
Du, o Schöpfungsletztgeborner,
Hast allein den Hauch empfangen;
Und ein armer unerkorner
Kann ihn nur von dir erlangen.
Wem du eine Seele liehest,
Gleich dir denkt es, fühlt's und spricht's;
Wenn du wieder sie entziehest,
Sinkt es stumm zurück in Nichts.
Schön ist's Schätze zu vergeuden
Unter bettelnden Gewühlen;
Doch allein nicht ihre Freuden,
Ihre Weh'nn auch mußt du fühlen.
Und so fühle du die Leiden,
Die ich selber nicht empfinde,
Wie zu ewigem Verscheiden
Hin mich tragen Frühlingswinde.