Stadtgeborne Herrn und Frauen,

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Stadtgeborne Herrn und Frauen,
  Die ihr Wald und Flur
  Liebet auch wohl zu beschauen,
  Doch von oben nur;
Epikur'schen Göttern gleichet
  Ihr im Schaugenuß,
  Von der Theilnahm' unerreichet,
  Die ich tragen muß.
Wenn der Regen lange lässet
  Warten durst'ge Saat,
  Freut es euch, daß ungenässet
  Bleibt der Sonntagsstaat.
Ob der Gluth sich schmachtend senke
  Jedes Blatt im Hain,
  Bei des Gartenwirths Getränke
  Schaut ihr frisch darein.
Oder wenn ein Nachtfrost kläglich
  Brach des Frühlings Strauß;
  Mittags ist's doch warm erträglich,
  Wenn ihr kommt heraus.
Während ihr bei jedem Wetter
  Habt zur Hand den Trost,
  Muß ich zählen alle Blätter
  Fahl von Hitz' und Frost.
Gleich als ob Naturverwaltung
  Mir sei anvertraut,
  Jedes Mundes Unterhaltung,
  Welcher lebt vom Kraut.