Die Windschiefe.

Viel Winde wehn durch's Wiesenthal,
   In dem bin ich zu Hause,
   Mit Säuseln oft und manchesmal
    Mit stürmischem Gesause.
Und Pappeln wachsen rings im Grund
  Mit schlankem schwankem Stamme;
  Der Wind ist ihr Erzieher und
  Die Bachfluth ihre Amme.
Und wie der Wind zieht, wenden sie
  Hoch über'm Uferdamme
  Den Wipfel nach dem Zuge, wie
  Wachskerzen ihre Flamme.
Dem Norden wehn die müden zu,
  Wann heiß der Süd geworden,
  Und schauern leis' auf Süden zu,
  Wann kalt es bläst aus Norden.
Doch außer'm Hang des Wipfels, der
  So dient zur Wetterzeigung,
  Ist an den Stämmen untenher
  Noch eine andre Neigung.
Aus Westen weht der Regenwind
  Die größte Zeit des Jahres;
  In Deutschland ist er ungelind,
  Und wird es sein, und war es.
Von diesem ungelinden Wind
  An meines Baches Borden,
  Die allermeisten Bäume sind
  Windschief allmählich worden;
Und was an einem bessern Tag
  Die Luft auch tracht' und dichte,
  Dem Stamme sie nicht nehmen mag
  Die alte falsche Nichte.
Nur eins ist was mich tröstet am
  Betrübten alten Hange,
  Daß doch der Abendwind den Stamm
  Neigt nach dem Sonnaufgange.
So gieb nur immer dich zur Ruh,
  Bekümmertes Gemüthe,
  Weil es dich treibt dem Osten zu,
  Wie es aus Westen wüthe.