Mir hat geträumt, ein Traumgesicht,
Wovon? woher? das weiß ich nicht;
Es mußte ganz zerstieben
Im Wachen, nur ein heimlich Licht
Ist mir im Sinn geblieben.
Doch weit hinein reicht in den Tag
Noch von der Nacht ein Schattenschlag;
So wird vom Traum ein Streifen
In's Wachen reichen, nur vermag
Ihn nicht der Sinn zu greifen.
Die Pflanz' ist weiter in der Nacht
Gewachsen, und, am Licht erwacht,
Hat sie die Blüth' erschlossen;
Sie zeigt noch in der Blüthenpracht
Den Thau, der sie begossen.
Den Duft, der nächtlich sie gekühlt,
Hat sie erquickend nachgefühlt
Bis in die Mittagsschwülen.
Mein Geist, vom lauten Tag umwühlt
Ruht fort auf Schlummerpfühlen.
Zwo Seiten hat des Herzens Blatt;
Schließt sich die ob’re sonnenmatt,
So steigt die unt're Seite;
Und sog sich diese mondscheinsatt,
Kehrt neu die ob’re Breite.
Noch niemals hat in Berg und Thal
Ein unt'res Blatt der Sonnenstrahl,
Ein ob'res Mond beschienen;
Doch Blätter leben ohne Zahl
Abwechselnd nur von ihnen.