Ihr Berg' und o ihr Thäler, hoch und tief,
Die ihr mir lange wart ein fremdes Land,
In welchem nie mein Herz die Heimath fand,
Die stets der Sehnsucht aus der Ferne rief!
Da endlich nun die Sehnsucht hier entschlief,
Da mir die neue Heimath hier entstand,
Wo mich umketten wollte trautes Band;
Euch reichen muß ich nun den Scheidebrief.
Ihr Berg' und o ihr Thäler, habt Ade!
Was ich hier fand, wo sind' ich's wieder je?
Lebt wohl! ich sag' euch Lebewohl mit Weh',
Du sanftumbüschter Garten, süßer Ort,
Du hast ein Jahrlang mit vergebnen Mühn
Dem aufgenommnen Fremdling wollen blühn,
Und bliebst dem kranken Sinne stets verdorrt!
Und nun, da plötzlich durch ein Zauberwort
An allen Plätzen du mir wurdest grün,
Mir alle deine Rosen Funken sprühn;
Das Schicksal ruft, und ich muß von dir fort.
Wie nun zur Hand den Wanderstab ich nahm,
Ist er so dürr wie damals, da ich kam;
Leb' wohl! dir sag' ich Lebewohl mit Gram.
O stiller See, bewegt vom Ruderklang
Des Schwanes, der die feuchten Kreise zieht
Um seine Insel, wo in Schilf und Riet
Das Weib ihm sitzt und brütet! — o wie lang
Belauscht, o Schwan, ich deinen Lebensgang,
Und meine Thräne mehrte dein Gebiet
Ich sah im See ein Schattenbild, es flieht,
Du schweigst, und hörest meinen Schwanensang.
O Wellen, die ihr meine Thränen seid,
Einst Spiegel meines Glücks, und nun mein Neid,
Lebt wohl! ich sag' euch Lebewohl mit Leid.
O Stadt mit allen Häusern Dach an Dach,
Die ihr als Gast mich aufgenommen habt,
Die ihr zuerst mir nur ein Obdach gabt,
Und keine Freud' im einsamen Gemach.
Da nun aus euerem Gestein ein Bach
Des Lebens ist entsprungen, der mich labt;
Muß ich mich von euch wenden —- o begrabt
In eurer Giebel Rauch mein letztes Ach!
Wie ich aus euch mich sehnte heimathwärts,
So wird nach euch sich sehnen nun mein Herz;
Lebt wohl! ihr seht mich von euch gehn mit Schmerz.
O Berg und Thal, o Garten, See und Stadt,
Ein Himmel mir, soweit als sich der Saum
Des Himmels dehnt! mir erst ein öder Raum,
Wo meine Seele nirgends wurde satt.
Nun sich das Alles mir verwandelt hat,
Und hier mir sproßt des Lebens grünster Baum:
Ist es zum Abschied mir als wie ein Traum,
Daß ich davon mitnehme nicht ein Blatt.
O Stadt, o See, o Garten, Berg und Thal!
Bergold' euch schön der Morgensonne Strahl!
Lebt wohl! und laßt mich scheiden ohne Qual!