In wie vielen bangen Stunden

             22.

In wie vielen bangen Stunden
  Dieses Sommers ohne Licht
  Ich an Leib und See' empfunden
  Das gestörte Gleichgewicht'
Der Natur, wie der Politik!
  Beide (sag' ich nur ihr Lob)
  Sind wohl unter aller Kritik,
  Doch erhaben hoch darob;
Sommer ist so hingewichen
  Unter viel Abweichungen;
  Werden nun vom Herbst verglichen
  Die ungleichen Gleiungen?
Heute stehn wir an dem Tage,
  Wo zu End' ist Sommertraum;
  Droben zu der Sternenwage
  Tritt die Sonn' im Himmelsraum.
Hoffen wir und sind betrogen?
  Auf der Erd' ist man dem Licht
  Ungewogen; ist gewogen
  Man ihm auch am Himmel nicht?
Auf der Erde wird gewogen
  Mit willkürlichem Gewicht;
  Wäget recht am Himmelsbogen
  Auch die alte Wage nicht?
Wir, verkürzt um Wärm' im Sommer,
  Hoffen milden Herbstduft nur;
  Blieb' ein Wunsch wohl, ein so frommer,
  Unerfüllt von dir, Natur?
Wie's in der Politik schwanke
  Kümmert heut so sehr mich nicht;
  Gieb mir, eh' ich ganz erkranke,
  In der Luft nur Gleichgewicht.