Wo willst Du, armes Vögelein

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Wo willst Du, armes Vögelein,
  Aus Deinem Käfig hin?
  Durch's Fensterglas der Sonnenschein
  Bethörte Deinen Sinn.
Die Sonn' is warm, die Lust ist kalt,
  Die Welt ist öd' und leer,
  Und draußen ist kein Aufenthalt
  Für Dich, o Vögelein, mehr.
Entblätert ist Dein Laubgemach.
  Dein Nest ist eingeschneit,
  Und eingefroren ist der Bach,
  Dein Trank zur Rosenzeit.
Hier aber steht ein Fliederbaum,
  Das Wasser hät ihn grün,
  Die Blüth' hat Duft nnd Farbe kaum,
  Doch will zum Schin sie blühen.
Kannst denken, daß hier Frühling sei,
  Da Winter draußen ist;
  Sing', Vöglein, und vergiß dabei,
  Daß Du gefangen bist!