Wo ist das Lieben, wie es war,
In alten Zeiten wunderbar?
Wer glaubt noch, was geschrieben
Ist von dem alten Lieben?
Es war ein Ritter ritterlich,
Der nie vor einem Feinde wich,
Und der in seinen Tagen
Geübt manch' kühnes Wagen.
Und was er that und was er trieb,
War einzig für sein süßes Lieb;
Sie liebt' er treu und bieder,
Obgleich sie ihn nicht wieder.
Der Drachen, die um sie er schlug,
Der Riesen waren viel genug,
Bis selbst er ohne Klagen
Sich ließ um sie erschlagen.
Denn einen Schwur hatt' er gethan,
Wo irgend wer ihn hielte an
Im Namen seiner Liebe,
Daß er ihm stehen bliebe.
Und als die argen Feind' einmal
Ihn ritten an in großer Zahl,
Und riefen jenen Namen,
Da hielt er, bis sie kamen
Und setzte allen sich zur Wehr,
Und schlug auf seine Feinde sehr,
Und wär' auch noch genesen,
Wär' nicht der Name gewesen.
Denn als die argen Feinde sahn,
Daß sie ihm so nichts hatten an,
Rief einer: Die du liebest,
Will, daß du dich ergiebest.
Und wie den Namen er vernahm,
Vom Rosse stieg er ohne Gram,
Wurf seine Waffen nieder,
Ließ fesseln seine Glieder.
Und als er zu dem Tode ging,
War ihm des Todes Schmerz gering,
Weil er gedurft sein Leben
Für seine Liebe geben·
So that der alte Rittersmann,
Was ich ihm selbst wohl glauben kann;
Doch muß ich's euch erlauben,
Wenn ihr's nicht könnet glauben.