Sie sprach: Ich will nicht sitzen im stillen Kämmerlein,
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Ich will zur Jagd ausreiten, zu Rosse sitzt sich's fein.
Das Fräulein Kunigunde!
Sie sprach: wer mich will freien, der soll ein Reiter sein,
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Der um den Kynast reitet, und bricht nicht Hals und Bein.
Es ritt ein edler Reiter wohl um den Mauerrand;
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Das Fräulein sah ihn stürzen, und zuckte nicht die Hand.
Und wieder ritt ein Ritter wohl um die Zinnen her;
Das Fräulein Kunigunde,
Das Fräulein sah ihn stürzen, ihr Herz ward ihr nicht schwer.
Und aber ritt ein Ritter, und noch ein Ritter ritt;
Das Fräulein Kunigunde,
Sie sah es ohne Grausen, wie er zum Abgrund glitt.
Das währte lange Zeiten, es kam kein Ritter mehr;
Das Fräulein Kunigunde,
Man wollt' um sie nicht reiten, der Brautritt war zu schwer.
Sie stand auf hohen Zinnen, und sah in's Land hinaus,
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Will Niemand mich gewinnen? ich bin allein zu Haus.
Ist Niemand, der will reiten, erreiten seine Braut?
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
O weh der feigen Ritter, die vor dem Brautritt graut!
Es sprach von Thüringlande der Landgraf Adelbert:
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Es ist das stolze Fräulein wohl eines Rittes werth.
Sein Rößlein lehrt' er gehen auf schmalem Felsgestein:
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Das Fräulein soll nicht sehen uns brechen Hals und Bein.
Sieh' her, o edles Fräulein, ich bin's, der reiten will!
Das Fräulein Kunigunde,
Sie sah zu Roß ihn halten, und ward so ernst und still.
Sie sah ihn sich bereiten zum Ritt, und bebte sehr,
Das Fräulein Kunigunde:
O weh, daß ich den Brautritt gemacht hab' also schwer!
Da ritt er um den Kynast, den Blick sie wendet' ab,
Das Fräulein Kunigunde!
O weh mir um den Ritter, er reitet in sein Grab!
Da ritt er um den Kynast, wohl um den Mauerrand;
Das Fräulein Kunigunde!
Sie wagte nicht zu zucken mit ihrer weißen Hand.
Da ritt er um den Kynast, rings um die Zinnen gar;
Das Fräulein Kunigunde!
Sie wagte nicht zu athmen, als brächt' es ihm Gefahr.
Da ritt er um den Kynast, und ritt zu ihr herab.
Das Fräulein Kunigunde von Kynast:
Gelobt sei Gott vom Himmel, der dir das Leben gab!
Gelobt sei Gott vom Himmel, daß du nicht ritt'st in's Grab!
Das Fräulein Kunigunde:
Nun steig' vom Roß, o Ritter, zu deiner Braut herab!
Da sprach der edle Ritter, er grüßt' herab vom Pferd,
Das Fräulein Kunigunde!
Daß reiten kann ein Ritter, das hab' ich dich gelehrt.
Nun warte bis ein andrer kommt wieder, der es kann!
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Ich habe schon Weib und Kinder, und werde nicht dein Mann.
Der Ritter ritt von dannen, dem Roß gab er die Sporn;
Das Fräulein Kunigunde!
Das Fräulein sah ihn reiten, verging vor Scham und Zorn.
Jungfräulein ist sie blieben zur Buße für ihren Stolz,
Das Fräulein Kunigunde!
Zuletzt hat sie verwandelt sich in ein Bild von Holz.
Ein Bild, anstatt der Haare, bedeckt mit Igelhaut,
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Das muß ein Fremder küssen, wenn er den Kynast schaut.
Wir bringens ihm zum Küssen; und wenn davor ihm graut,
Das Fräulein Kunigunde von Kynast!
Muß er mit Geld sich lösen, wenn er nicht küßt die Braut,
Das Fräulein Kunigunde!