Die beiden Fuhrleute.¶
(Ortssage.)
An dem Hohlwege droben,
Wo die zwei Steine stehn;
Nicht ohne Gott zu loben
Sollt ihr vorübergehn.
Nicht ohne Gott zu loben,
Und zu danken dafür,
Daß ohne Zornes Toben
Ihr wandelt in Gebühr;
Auf daß ihr nicht noch heute
So fahret in der Nacht,
Wie die beiden Fuhrleute,
Die dort sich umgebracht.
Jeder der beiden Brüder
Hat seinen eignen Lauf;
Der eine fährt hernieder,
Der andre fährt hinauf.
Der eine fuhr hernieder,
Der andre fuhr hinauf;
In der Mitte die Brüder
Hemmten einander im Lauf.
Sie konnten sich aus nicht weichen,
Der Hohlweg war zu eng;
Sie wollten es aus nicht gleichen
Als nur durch Handgemeng.
Erst mengte jeder das Futter
Vor'm Karren seinem Roß,
Eh' er dem Sohn seiner Mutter
Begegnet als Kampfgenoß.
Gegen den andern schwenkte
Jeder zugleich den Karst,
Und das Unglück es lenkte,
Daß jedem das Haupt zerbarst.
Sie lagen todt und vergaßen
Zusammen Groll und Fracht,
Und ihre Rosse frassen
Verträglich die ganze Nacht.
Nie war ihnen beschieden
So lange Ruh' in der Nacht,
Als da den blutigen Frieden
Ihre Treiber gemacht.