Im Wald ist voll bemooster
Zertrümmerter Stein' ein Platz;
Dort stand das alte Kloster,
Dort liegt der vermauerte Schatz.
Auszog nach Morgenlanden
Ein Ritter wohlgemuth,
Und zu des Abtes Handen
Stellt' er sein Geld und Gut.
Verwahre meine Habe,
Vermaure meinen Schatz;
Und kehr' ich heim vom Grabe,
So zeige mir den Platz.
Der Abt war wohl ein schlauer,
Er nahm das Gut in Empfang,
Und baut davon die Mauer
Um's Kloster hoch und lang.
Und als es lang gedauert,
Nachhaus der Ritter kehrt.
Wo ist mein Schatz? -- Vermauert,
Wie du es hast begehrt.
Nicht schlecht hab' ich gehandelt,
Dem Kloster zum Gedeihn,
Jedes Goldstück ist verwandelt
In einen Quaderstein. --
Der fromme Ritter fluchet,
Die Mauer reißt er um,
Sein klingendes Gold er suchet,
Und findet die Steine stumm.
Er glaubt nicht an den Wandel,
Er reißt das Kloster ein;
Da sah den guten Handel
Der Abt doch schlecht gedeihn.
Wie Käuzlein aus den Trümmern
Flogen die Mönchlein fort,
Aber zu Tode kümmern
Mußte der Abt sich dort.
O Ritter vom heiligen Grabe,
Was nun beginnest du?
Er zog am Bettelstabe
Wieder dem Grabe zu.
Er ist nicht wiedergekommen
Bis auf den heutigen Tag;
Und Niemand hat vernommen,
Wo einst sein Schlößlein lag.
Aber vom Kloster blieben
Die Kunden wohl im Land,
In alter Schrift geschrieben,
Die man nicht recht verstand.
Nun gehn Schatzgräber graben
Am alten Klosterplatz,
Doch nie gehoben haben
Sie den vermauerten Schatz.
Es spielt im Abendschimmer
Durch's Moos ein röthlicher Schein;
Aber verwandelt nimmer
Wird in Gold das Gestein.
In seiner Nebelkutte
Sitzt um die Mitternacht
Der Abt auf dem Klosterschutte,
Wo er den Schatz bewacht;
Bis vom heiligen Grabe
Der Ritter wiederkehrt,
Die anvertraute Habe
Vom falschen Hüter begehrt;
Wenn mit dem Pilgerstabe,
Der das Grab hat berührt,
Er wiederkehrt vom Grabe,
Und fordert, was ihm gebührt;
Wenn mit dem heiligen Stabe
Er berührt das Gestein,
Dann wird es, so krächzt ein Rabe,
In Gold verwandelt sein.