Mein Meerfräulein, mit dem ich

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Mein Meerfräulein, mit dem ich mich darf messen!
  So wenig, als du dort in Meeres Tiefe,
  Halb' ich des Himmels je im Schacht vergessen.

Wie Gold und Silber dort zum Spiel mich riefe,
  Ich hörte wenig nur darauf, ich achtete
  Sie als Geschwister, aber nur als stiefe.


Und wie einst drunten, wo das Dunkel nachtete,
  Muß ich hier oben sie am Licht noch immer
  Betrachten, wie ich sie zuerst betrachtete.

Sie stammen auch von eines Engels Schimmer;
  Ich aber bin dem Blicke selbst entschienen,
  Sie sind nur seiner Fittige Geflimmer.

Drum mach' ich niemals mich gemein mit ihnen,
  Doch duld' ich beide wohl an meiner Seiten,
  Wenn sie sich brauchen lassen, mir zu dienen.

Sei das vom ersten Rang und das vom zweiten,
  Bei mir sind beide von gar keinem Range,
  Wenn sie erscheinen, um mich zu begleiten.

Ich war mit ihnen in den Schachten lange,
  Wo Kobolde ihr Spiel mit ihnen trieben;
  Mir selber war vor deren Spuk nicht bange.

Sie trugen rreilich auch nach mir Belieben,
  Sie hatten unter sich von mir ein Munkeln
  Und suchten mich in allen Felsgeschieben.

Doch tappen ließ ich sie nach mir im Dunkeln,
  Und wo mir einer war gekommen nahe,
  Wandt' ich mein Licht und ließ es einwärts funkeln,

Daß mich mit offnen Augen keiner sahe;
  Ich wollte nicht, daß einer von dem häßlichen
  Zwergvolke mich, das Kind des Himmels, sahe.

Sie machten Anstalt wohl, mit ihren gräßlichen
  Veschwörungsformeln mich hervor zu zwingen
  Und mit Versprechungen, ganz unermeßlichen.

Doch unberührt blieb ich von diesen Dingen,
  Ich sollte leuchten an des Königs Throne,
  Wenn ihn das Volk am Hoftag würd' umringen,

Ich sollte leuchten selbst an seiner Krone;
  Und könnte höher ein Versprechen steigen,
  Versprochen hätten sie mir's auch zum Lohne.

Doch ich, verschlossen, blieb bei meinem Schweigen.
  Ich wollte, wenn auch jemals einem Könige,
  Doch keinem Zwergenkönig sein zu eigen.


Der Zwerghaushalt mißfiel mir, der eintönige,
  Der nicht verbergen kann die nackte Blöße,
  Wie er auch wohl mit Flittern sie beschönige.

Ich dach' an meines Engels edle Größe
  Und fühlte, daß mich nicht sein Blick erschaffen,
  Damit die Spuknacht ewig mich umschlöße.

Ich wartete, daß von den Menschenaffen
  Er mich zu Menschen brächte, die, voll Mäingel,
  Doch nach dem Bilde Gottes sind geschaffen.

Dort wollt' ich setb erscheinen als ein Engel.