Der Wettkampf.

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Komm nur, ich lehre dich, was irgend dir gebricht;
  Doch ob ich was für mich behalte, frage nicht.
Wozu ich was für mich behielte? Um geringer
  Nicht zu bestehn als dort der alte kluge Ringer
Der lehrete die Kunst des Ringens einen jungen,
  Bis der die Meisterschaft dem Meister glaubt' entrungen.
Er hatt' ihn ja gelehrt so manches Fechterstück;
  Er dachte nicht, daß er gehalten eins zurück.
Er dachte: Völlig gleich bin ich an Meisterschuß,
  Und überlegen ihm an jugendlicher Kraft.
Den Meister will ich drum zu einem Wettkampf fordern,
  Der König soll dazu uns einen Tag beordern.
Und als sie auf den! Plan nun aneinander kamen,
  Der König fürchtete, der Alte werd erlahmen;
So rüstig und ergrimmt begegnet ihm der Junge,
  Und unter ihnen ist bald jede Kunst im Schwunge.
Kein Kunftgriff nützt, womit der Alte greift und wehrt;
  Er hat den Gegengriff den Jungen auch gelehrt.
Zuletzt gebraucht er den, den er für sich behalten,
  Und schnell am Boden liegt der Junge vor dem Alten.
Der König hält erfreut den Beifall nicht zurücke,
  Doch der beschämte klagt den Lehrer an um Tücke:
Herr, er versprach mir, mich zu lehren jeden Schlag,
  Doch den lehrt' er mich nicht, durch den ich jetzt erlag.
Der König sprach: Und wohl that er daran, er scheute
  Wohl einen solchen Fall, wie eingetreten heute.
Der Meister hat kein Glück, der seine Kunst ausbot,
  Und nichts davon zurück behält für eigne Noth.