Der Ehrgeiz, lieber Sohn, wiegt selbst den Geiz darnieder;
Von einem Araber berichten alte Lieder:
Ihm ward gesagt, daß man die Stut' ihm wolle rauben,
Die teurer als sein Weib ihm war und als sein Glauben;
Die Stute, die da war sein Ehrgeiz und sein Stolz,
Im Lauf uneinholbar, als wie im Flug ein Bolz.
Da band er sie zur Nacht vor'm Zelte mit der Kette,
Die er durch's Zelt hinein befestigt' an sein Bette.
Allein der Räuber kam bei Nacht, als alles schlief,
Schlang leis die Kette los, schwang sich aus's Roß und rief:
Wach auf, und wiß', ich bin's. der dir dein Roß gestohlen;
Versuche selber nun, ob es ist einzuholen!
Da setzt er sich zu Roß mit seinem ganzen Stamme,
Und jagt dem Räuber nach als wie ein Sturm der Flamme.
Doch als er nah daran ihn einzuholen war,
Bedacht' er bei'm Verlust auch seines Ruhms Gefahr:
Hol' ich ihn ein, so ist die Stute einzuholen;
Und hol' ich nicht ihn ein, so ist sie mir gestohlen.
Doch lieber zehnmal soll sie mir gestohlen sein,
Als einmal, auch mir selbst, nur einzuholen sein.
Er wußte wohl, womit er sonst sein Roß beschwor;
Dem Räuber rief er zu: Kneip' es am rechten Ohr.
Das war der Fleck, wo er es mahnte, wenn er wollte,
Daß es die volle Kraft im Lauf entwickeln sollte.
Und als der Räuber flink den Wink zu Nutz sich machte,
Da flog es hin, daß ihm zu folgen Niemand dachte.
Allein den Araber schalt jeder Stammgenoß:
Warum hast du dich selbst verrathen und dein Roß?
Verloren ist es dir, du hast nur heimzukehren.
Er sprach: Verloren doch nicht sind des Rosses Ehren.
Ich tröste mich, daß mir's ward von mir selbst entrissen,
Und habe den Triumph, es unbesiegt zu wissen.