Das schönste Geschenk für den Schönen

  Als Joseph in Aegypten war,
Im Glanz der Schönheit hell und klar,
Wetteifer ten aus allen Reichen
Gesandte der Verehrung Zeichen
Ihm in Geschenken darzureichen.
Zuletzt erschien ein alter Mann;
Was ist's, das er viel bringen kann?
Er scheinet nicht von hohem Stande,
Und kommt in dürftigem Gewande;
Doch Joseph fragt in seiner Pracht
Alsbald: »Was haft du mir gebracht?«
Da zog er unter dem Gewand
Hervor und hielt mit kecker Hand
Entgegenihnu »Dir bring' ich das!«
Es war ein einfach Spiegelglas.
»Ich blickt' umher in allen Reichen
Nach Schönem, das dir möchte gleichen,
Und fand nicht Würd'ges dir zu reichen,
Bis ich zuletzt das Eine wählte,
Das noch zu deiner Schönheit fehlte.
Die Andern gaben dies und das,
Was du nicht brauchest, oder was
Du schöner hast; ich gab ein Glas.
Gott gab dir an die Stirn das Siegel
Der Schönheit, ich dazu den Spiegel,
Daß du dich selbst in deiner Pracht
Darin gewahrst und Gottes Macht;
So nimmst du schön dein Bild in Acht,
Wenn nie Einbildung dich beschleicht.
Ich habe dich dir selbst gereicht;
Welch ein Geschenk, das diesem gleicht!«