Joseph im Kerker.

Als im Kerker Joseph hat
  Ausgelegt den Traum dem Schenken,
  Und den frei Entlass'nen bat,
  Sein beim König zu gedenken,
  Doch ihn der im Glück vergaß,
  Joseph nun voll Kummer saß,
  Und der Welt Undank ermaß.
Zu ihm eintrat Gabriel
  Und im Kerker ward es licht:
  »Was betrübet deine Seel',
  Ob ein Mensch dir Treue bricht?
  Sprich, wer that’s, daß du dem Bronnen
  Und der Brüder Neid entronnen?«
  Joseph spricht: Gott hat's begonnen.
»Und wer hat dich los gemacht
  Von dem Band der Buhlerei.
  In den Kerker dich gebrachh
  Daß du bliebest sündenfrei?«
  Gott. »Wer wird dich nehmen nun
  Aus dem Kerker?« Gott wird's thun.
  »Also laß den Schenken ruh'n.«
»Schäme dich des Kleinmuths gegen
  Deinen Ahnherrn Abraham!
  Als ihn ließ in Gluten legen
  Nimrod, und ich zu ihm kam:
  Womit dienen kann ich dir?
  »Helfen kann kein Diener hier,
  Nur der Herr wird helfen mir!«
»Schäme dich der Zagheit gegen
  Isaak deines Vaters Vater,
  Der sich auf den Holzstoß legen
  Ließ, und nicht den Mund aufthat er.
  Als das Messer ward gezückt,
  Hat er nicht sich weggebückt
  Darum ward er ihm entrückt.
»Gegen deinen eignen Vater,
  Jakob, schäme, schäme dich!
  Sich um dich gegrämet hat er,
  Grämet noch und grämet sich.
  Seine Augen weint er blind,
  Doch es tröstet ihn der Wind
  Mit dem Duft von seinem Kind.
»Doch weil du in Ungeduld
  Menschenhülfe sprachest an,
  Sei dein Kerker für die Schuld
  Sieben Jahr' unaufgethan.
  Dann wird deiner Gott gedenken,
  Er, nicht jene, wird es lenken,
  Welche Wein den Kön'gen schenken.«