Manche Pflanze zu veredeln,
Darf man nur den Boden wechseln;
So wird auch manch böses Herz
Gut in andrer Lage.
In der Wüst' ein Räuber, würde
Bei der Stadt ein tapfret Krieger,
Und ein Taugenichts der Stadt
In der Wüst' ein Heil'ger·
Grad' ein solcher lebt' im Volke
Israels zu Mosis Tagen,
Der der ganzen Nachbarschaft
Anlaß gab zu Klagen;
Seinem Vater ungehorsam,
Seiner Mutter widerspenstig,
Seinen Brüdern ungefüg,
Untreu seinem Weibe.
Und zuletzt sprach Gott zu Mose:
Räum' hinweg den Friedenstörer,
In der Wüsten wüsteste
Sei verbannt der Wüste;
Wo kein Mensch ist, den er plage,
Und kein Thierlein, das er kränke,
Keine Blüth' und keine Frucht,
Die er knick' und breche.
Dort ist er in sich gegangen,
Zahm und bändig, krank geworden,
Hat, verlassen von der Welt,
Sich zu Gott gewendet:
Wäre meine Mutter hier,
Ihres kranken Sohns zu pflegen!
Wäre hier mein alter Vater,
Daß er mich begrübe!
Wären hier doch meine Brüder,
Daß sie mich zu Grabe trügen!
Wäre hier mein treues Weib,
Um mich zu beweinen!
Aus dem Lande der Lebend'gen
Ich im Leben ausgestoßen,
Geh' nun einsam in des Todes
Andere Verbannung.
Alle Lebenswünsche hab' ich,
Alle Hoffnung aufgegeben,
Nur nicht meine Zuversicht,
Herr, auf deine Gnade.
Nimm den Ausgestoß'nen an,
Gieb dem Fremdling eine Heimath,
Dem in Wüsten Sterbenden
Oeffne deinen Garten!
Wie er so zum Tod sich schickt,
Spricht zu Mose der Erbarmer:
Geh' zur Wüste dort, um einen
Heil'gen zu begraben.
Mose geht und findet einen,
Der am Boden sterbend lieget,
Ueber welchem eine Schaar
Schwebt von Himmesengeln;
Derer einen nennt er Vater
Und den andern, seine Mutter,
Und die andern alle Brüder,
Einen seine Gattin.
Und sie trösten lächelnd, flüsternd,
Den von Fieberwahn Umhüllten,
Daß er lauter Anverwandte
Glaubt zu sehn, zu hören.
Als den Todten sie gestillet,
Schweben sie zum Himmel wieder,
Moses aber sieht und staunt:
Das ist der Verstoß'ne.
Herr, ist das der ausgestoß'ne
Sünder, der Verworf'ne?
»Es ist der begnadigte
Wiederaufgenomm’ne.
Da der Himmel seine Seele
Aufgenommen, wird die Erde
Auch aufnehmen seinen Leib,
Geh' nur und begrab' ihn!«