Zum weisesten der Könige und mächtigsten, Suleiman,
Zog Balkis, Saba's Königin, die weiseste und schönste.
Die Weisheit zieht die Weisheit an, so wie die Macht die Schönhei.
Doch vor ihr her zieht blasser Neid und flüsternde Verläumdung,
Die flüstert in des Königs Ohr: Sie ist nicht gar so weise,
Sie ist auch nicht so völlig schön, denn sie hat Entenfüße.
In seiner Weisheit Salomo, die Weisheit seines Gastes
Und Schönheit, beides recht zu spähn, hat schnell den Rath ersonnen:
Von seinen Geistern einige, davon ihm viele dienen,
Beordert er, von Saba her, der Fürstin hinter'm Rücken,
Den Thron zu tragen durch die Luft, und in den Saal zu stellen.
Doch unverändert läßt er nicht den Thron in allen Stücken,
Genau so viel verändert er daran, daß halb unkenntlich,
Halb kenntlich er mußt' einem sein, der mit Verstand ihn sähe.
Dann gießt er um des Thrones Fuß den Estrich von Kristallen,
Und führt die Königin heran, ob sie den Thron erkenne?
Er fragt: Ist das dein Thron? Sie sagt: Es ist, als ob er's wäre.
Daraus erkannte Salomo die Weisheit seines Gastes.
Sie sagte nicht: »es ist mein Thron,« weil er war so verändert;
Noch sagte sie: , »er ist es nicht,« weil er ihm war so ähnlich.
Dann über'n Spiegelboden hieß er sie zum Throne schreiten.
Da hob sich hoch des Kleides Saum, als ob da Wasser wäre;
Und Salomo erspähte: sie war schön von Kopf zu Füßen.
Er lächelt' und es that ihr nicht Eintrag in seiner Achtung,
Daß sie hier minder weise sich erwies als mit dem Throne.
Wo ihre Weisheit größer war, wär' ihre Schönheit kleiner;
Daß die sich zeigen könnte, trat in Hintergrund die andre;
Sie waren wie zwei Schwestern, die nicht um den Vorzug streiten.