von Allerheiligen bis Weihnachten 1817.

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von Allerheiligen bis Weihnachten 1817.

  1. Die Todtenkapelle der Kapuziner.

Den Kapuzinern war ich zugesprochen
  In diesen Allerseelenfestes-Tagen,
  Und sah daselbst tiefsinnige -- kann ich sagen --
  Verzierungen von Leichnamen und Knochen.
Im Tode nicht der Ordenskutt' entkrochen,
  Die Mumien, sah ich stehn und Kerzen tragen,
  Davor die Lebenden auf Knieen lagen,
  Um einst auch so zu stehn in Jahr und Wochen.
Die Wände waren rings geschmückt mit Blumen,
  Bald einzeln, bald in Stäußen, Kränzen, Schnüren,
  Und jede Blume war Zusammensetzung
  Von Knochenwerk. In diesen Heiligthumen
  Des Todes hat das Schauderhafte rühren
  Mich nur gekonnt, ohn' Ekel noch Verletzung.

              2. Ebendazu.

Die nie mit ihren strengen Ordensmienen
  Sich auf des Lebens Blumen durften richten;
  So haben sie nun ihre Knochenschichten
  Gegeben, um in Blumen selbst zu dienen!
Und denen nie der Freude Sonnen schienen,
  Auf deren Licht sie mußten dumpf verzichten;
  Geworden sind, die Grabesnacht zu lichten,
  Zu Lampen Augenhöhl' und Schädel ihnen.
Die blassen Blumen reden saufte Trauer,
  Wie Andacht schwärmerisch dem  Freudelosen
  Trostreichen Schein der Blumen abgewinnet.
Und jene Lampen sprühen ernste Schauer,
  Zu solchem Schmuck verblülhn die ird'schen Rosen,
  Wie an des Lebens Docht das Oel verrinnet.

                     3.

Herr! laß mich nicht im fremden Lande sterben,
  Wo keine Hand die Augen zu mir drücket,
  Und keine mir den Ort mit Blumen schmücket,
  Wo man mich hinwirft bei zerbrochnen Scherben.