Die Nachtigall, der Musikus

Die Nachtigall, der Musikus,
  Hat eine Sprach' erkoren,
  Die jedes Herz empfinden muß,
  Wo auch das Ohr sie geboren.
Und wenn ich eines Malers Hand
  Und Farbenherrschaft hätte,
  So zög' ich auch von Land zu Land
  All' mit dem Lenz um die Wette.
Der Frühling und ein Maler kann
  Sein Farbenfeuer schüren,
  Wo's ihm beliebt, und Jedermann
  Mit Augen wird es spüren.
Aber da ich ein Dichter bin,
  Will ich zu Hause bleiben,
  Wo sie allein verstehn den Sinn
  Von dem, was ich kann schreiben.
Ich kann nicht malen fremde Fraun,
  Und mit nach Haus sie bringen;
  Und würde dort sie schlecht erbaun,
  Wollt'’ ich sie deutsch besingen.
Wie also bleiben solllt' ich nicht,
  Wo meine Sprache tönet,
  Die, weil sie meine Liebste spricht,
  Sich mir im Ohr verschönet.
O Nachtigall, an deutschen Grund
  Gebannte, laß das Reisen,
  Und lern', o Freimund, aus dem Mund
  Der Liebe solche Weisen,
Daß gern der deutsche Wiederhall
  Sie singe nach, und gerne
  Hafis, die Persernachtigall,
  Geb' Antwort ans der Ferne.