Musika

  Erhabne, unsre Mutter, Poesie!
Wie dank ich deiner mütterlichen Gunst,
Die mir den nächsten Platz an dir verlieh,
Das, fernerab selbst sitzt die Farbenkunst,
Du gabst aus deinen Füllen mir den Ton,
Den Gott im Herzen dir hat zugesellet,
  Der, wie er deiner heil'gen Lipp' entflohn,
Die Röhren meines ird'schen Werkzeugs schwellet
Als Gott der Sonnen und der Monde Lauf
Geordnet hatt' in seinen Schöpfungstagen,
Da stunden sie und warteten darauf,
Bis sie des Menschen Herze hörten schlagen
Und als das Herz des neuen Menschen schlug,
Da fingen die dort oben an zu kreisen,
Und tönten hin im Melodieenzug
Vor'm Menschenohre Gottes Macht zu preisen.
Aufauschete das junge Menschenohr,
Die Erde auch begann mit ihm zu lauschen,
Der Menschenmund stimmt' ein in ihren Chor,
Und drein begann der Erde Heer zu rauschen
Des Wildes Brüllen war ein Lobgesang,
Des Vogel sang und unter ihm die Zweige;
Das Erz ertönte und der Stein gab Klang,
Daß himmelan ein volles Loblied steige.
Die Wasser auch, auf denen Gottes Geist,
Bevor die Erde war geschaffen, schwebte,
Die Lüfte musicirten, doch zumeist
Musik war selbst der Mensch, deß Seele lebte.
Das war die ersie Musika auf Erden;
Und mir gegeben ist das hohe Amt,
Daß durch mich alles Klang und Ton muß werden,
Zum Himmel steigend, was von Erden stammt.