Malerei

  Vom Himmel stammt, was Gott mir gab, das Licht;
Ich neide nicht, was andre Künst' erwarben.
Ein Quell des Lichts ist Gottes Angesicht,
Wie Wogen strömen aus dem Quell die Farben.
Ich sammle sie zu tönenden Akkorden;
Und wie das farb'ge Saitenspiel erklingt,
Ist es nicht minder Himmelseinklang worden,
Als den Musik eins Seelentiefen zwingt.
Als Gott der Herr mit seiner Schöpferhand
Das neugeschaffne Menschenauge rührte,
Daß es dem Lichte sich geöffnet fand,
Und eine Welt um sich sein Nerve spürte;
Da spielte auch vor seiner Sehekraft
Das Gold der Sonnen und des Himmels Blau,
Der Schaum der Wasser und des Grünen Saft,
Der Blumen Gluth, der Edelstein im Thau.
Der Tanz der Farben wogt' ihm vor den Augen,
Er sah ein schönes Bild, das Gott ihm malte,
Und er begann den Glanz in sich zu sangen,
Daß ihm die Lust aus allen Blicken strahlte.
In Schlummer wiegt' ihn drauf der Farbentanz,
Indeß vom Mann der Herr die Männin machte.
Im Traum Umgaukelt ihn ein Bild von Glanz,
Sich selb verschönt sah er, als er erwachte.
Der Mensch sah liebend sich im Menschenbild;
Und als die Scham des Weibes Wangen malte,
Erblichen alle Farben im Gefild,
Weil keine Farbe gleich der Farbe strahlte.
Mit Wohlgefallen sah der Herr es an,
Und segnete die Kunst für künft'ge Zeiten,
Die durch ihn Menschenbilder schaffen kann
Und um sie her der Farben Teppich breiten.
Zum Zeichen dessen trag' ich die Palette,
Mit winz'gen Farbenhäufchen ausgeschmückt;
Aus diesen wächst die große Farbenkette
Die Aug' und Herz bezaubert und entzückt.
Die Bibel ruht in meiner rechten Hand;
Denn was die Welt mir heut an bunten Stoffen,
Es dient nur zu Verzierungen am Rand.
Das Hauptbild wird in ihr nur angetroffen.