Fortpflanzung und Uebervölkerung.
1.
Du sprichst: Es giebt der Bücher so viel
Man sollt' es lassen bleiben,
Und, um dem Lesen zu setzen ein Ziel,
Es setzen einmal dem Schreiben.
Es wird doch Neues nicht erdacht,
Der Kern steckt schon im Alten.
Und wird nur neu zur Messe gebracht
In jüngeren Gestalten.
Mein Freund! Wie's mit den Büchern ist,
Ist's mit den Menschen auf Erden,
Ist so gewesen zu jeder Frist,
Und wird nicht anders werden.
Vorhanden ist längst der Menschenkern
Seit mehr als tausend Jahren;
Wir könnten, thäten wir's nicht gern,
Uns das Vermehren ersparen.
Doch weil wir sehn, daß jung wird alt,
So haben wir's übernommen,
Zu sorgen, daß in andrer Gestalt
Die Sterbenden wiederkommen.
Es läßt sich der ewig rauschende Fluß
Der Zeugnng nicht verstopfen;
Und wie man Menschen impfen muß,
Muß man auch Bücher pfropfen.
Auch das papierene Geschlecht
Will sich lebendig freuen,
Und, um zu bleiben zeitgerecht,
Mit jeder Zeit sich erneuen.
So kreis't fort mit dem Menschenschlag
Das ew'ge Büchergebären,
Und so wird bis zum jüngsten Tag
Die Weltfortpflanzung währen.