Die Sprache und ihre Lehrer

  Er hatt' an ihr gar manches zu tadeln,
  Sie sollte doch ihren Ausdruck adeln.
  Die Sprache lächelte lang' in Huld,
  Endlich kam ihr die Ungeduld.
  Da fing sie an, daß es ihn erschreckte,
  Zu sprechen in einem Volksdialekte.
  Und endlich sprach sie gar in Zungen,
  Wie sie vor tausend Jahren gesungen.
  Sie konnt' es ihm am Maul ansehn,
  Daß er nicht mocht' ein Wort verstehn.
  Sie sprach: Wie du mich siehst vor dir,
  Gehört' das alles doch auch zu mir;
  Das solltest du doch erst lernen fein,
  Eh' du wolltest mein Lehrer sein.
Drauf gingen sie noch ein Weilchen fort,
 Und der Meister führte wieder das Wort.
 Da kamen sie, wo sich die Wege theilten,
 Nach jeder Seit' auseinander eilten.
 Die Sprache sprach: Was räthst nun du?
 Der Meister sprach: Nur gerade zu!
 Nicht rechts, und links nicht ausgeschritten;
 Immer so fort in der rechten Mitten!
 Die Sprache wollt' einen Haken schlagen,
 Der Meister packte sie beim Kragen:
 Du rennst mein ganz System über'm Haufen,
 Wenn du so willst in die Irre laufen.
 Die Sprache sprach: Mein guter Mann,
 Was geht denn dein System mich an?
 Du deutest den Weg mir mit der Hand,
 Ich richte mich nach der Sonne Stand;
 Und wenn die Stern' am Himmel stehn,
 So lassen auch die mich nicht irre gehn.
 Macht ihr nur keinen Dunst mir vor,
 Daß ich sehn kann den ewigen Chor.
 Doch daß ich jetzo mich links will schlagen,
 Davon kann ich den Grund dir sagen:
 Ich war heut' früh rechts ausgewichen,
 Und so wird's wieder ausgeglichen.