Die Götter Griechenlands/Der kritisthe Dreifuß/Sprachforschung

Herr Kules ist ein schwacher Mann,
Der nie einen Drachen erschlagen;
Die das am besten wissen kann,
Seine Frau wird's euch sagen.

       Der kritisthe Dreifuß.

Also ergeht ein kritischer Spruch:
  Ganz gut im Ganzen ist das Buch.
  Das ist gesagt mit Einem Wort,
  Dann geht es zu vielen Worten fort,
  Und in unaufhaltsamem Lauf
  Zählt man die einzlen Gebrechen auf,
  Und bringt sich die Ueberzeugung bei,
  Daß nichts Gutes am Ganzen sei.
Wen schelt' ich, daß er dergestalt
  Den Gesichtspunkt verschoben?
  Mich selber, der ich manchen schalt,
  Wenn ich ihn wollte loben.
Die Schuld liegt am kritischen Dreifuß,
  Sitz' Hinz darauf oder Hans;
  Man zaus'st solang am Beifuß,
  Daß drüber kalt wird die Gans.

              Sprachforschung.

Neulich im Blüthengefilde des Frühlinges, einen gebückten
  Schleichenden suchenden Mann sah ich und wunderte mich,
Wie er dem Boden der Flur heilkräftige Wurzeln entwühlend,
  Achtend nicht auf den Duft, noch auf den farbigen Glanz,
Trockenen Ernstes in Schachteln den Schatz, den erbenteten, einschob;
  Und schon hatt' ich den Mund offen, zu sagen: o Thor!
Doch mich zupfte beim Ohr der Geninus: Siehe, du selber,
  Der du auf Blumen der Red' ehmals ein Schmetterling dich
Wiegetest, wühlst mühselig dich itzt, maulwürfischer Blindheit,
  Hin durchs Wurzelgeflecht ältester Sprachen der Welt.
Und was bleibt der Gewinn? die Befriedigung eitelr Wißlust;
  Wahrlich, der Menschheit Heil gräbst du, wie jener, nicht auf.