Goethe; 1., 2.

                Goethe.

                  1.

Bei dem Schein der Abendröthe
Ging ich still den Wald entlang;
Welcher Daphnis blies die Flöte?
Welche Daphne war's, die sang,
Was die Seele mir erhöhte,
Die der Erde sich entschwang,
Gleich alsob sie frei geböte
Ueber Auf- und Untergang,
Nie des Lebens Lust und Nöthe
Sie mehr könnten machen bang!
In der Tasche trug ich Goethe,
Dem das Zauberspiel gelang,
Der mit weicher Liebesflöte
Durch das Herz der Schöpfung drang,
Und mit sanfter Abendröthe
Sich um alle Wipfel schlang.

                  2.

Bald lässt Natur die Sinn' absterben,
Den Leib hinserben,
Um die Seele zu entfalten;
Bald läßt sie auch, wie Blüth' in Scherben
Den Geist verderben,
Um den Körper zu erhalten.
Ihr Liebling nur kann das gewinnen,
Im Gleichgewicht von außen und innen
Zu bleiben, und zu gehn von hinnen,
So frisch von Geist als stark von Sinnen;
Nur Goethe konnte das erwerben,
So musterhaft zu alten,
Der Nachwelt dieses Beispiel zu vererben.