1.
Ein indischer Brahman, geboren auf der Flur,
Der nichts gelesen als den Weda der Natur;
Hat viel gesehn, gedacht, noch mehr geahnt, gefühlt,
Und mit Betrachtungen die Leidenschaft gekühlt;
Spricht bald, was klar ihm ward, bald um sich's klar zu machen,
Von ihn angeh'nden halb, halb nicht angeh'nden Sachen.
Er hat die Eigenheit, nur Einzelnes zu sehn,
Doch alles Einzelne als Ganzes zu verstehn.
Woran er immer nur sieht schimmern einen Glanz,
Wird ein Betkügelchhen an seinem Rosenkranz.
2.
Die Flamme wächst vom Zug der Luft, und mehrt den Zug;
So hält sich Leidenschaft durch Leidenschaft im Flug.
Das Feuer schürt der Wind, und löscht das Feuer wieder;
So kämpfet Leidenschaft die Leidenschaft danieder.
Wie still die Lampe brennt am windbeschirmten Ort,
So ein beruhigt Herz in Andacht fort und fort.
3.
Zwei Spiegel sind, worin sich selber schaut mit Wonne
Die hohe Himmels- und die höchste Geistersonne:
Ein Spiegel ist das Meer, von keinem Sturm empört,
Ein anderer das Gemüth, von keinem Drang verstört.