Und schaue dich nach dem nicht um, dem du entrennst,
Du möchtest sonst dir nach beschören das Gespenst.
Nicht stille steh, bis du bist weit genug davon,
Dann steh, und athme nur, und fühle dich entflohn.
Blick um! wie hinter dir in blau Gedüft die Berge
Sich hüllen, so verhüllt die Ferne Grüst' und Särge.
Und kehrst du wieder ein, so ist der Dunstkreis rein,
Und über'm Moder wird das Gras gewachsen sein.
58.
Du sassest selbst nur halb, was du im Herzen sagst;
Und wenn du in ein Wort es nun zu fassen wagst,
Wird es nur wieder halb darin sich fassen lassen;
Wie soll der Hörer ganz dies halbe Halbe fassen?
Er faßt soviel er mag, und macht es ganz in sich,
Faßt dies auch halb, und glaubt nun ganz zu fassen dich.
59.
Ich hang' an einem Haar noch mit der Welt zusammen,
Und uuzerreißbar war den Stürmen es, den Flammen.
An einem Haare zieht die Welt mich, die ich ziehe;
Ihr folg' ich, die mich flieht, sie folgt mir, die ich fliehe.
Mir folgt ihr Bildertanz, ihr folgt mein Liederchor,
Wir ziehn uns ab und an, und ziehn uns beid' empor.
Wo sie empor nicht zog, wär' ich in mir versunken;
Wo ich nicht ihr entflog, wär' ich nicht liebetrunken.
So hat der Liebe Hand das leise Band gewebt,
Die Lieb', an deren Band ewig das Ew'ge schwebt.
60.
Gleichgütig findet mich der Lenz zum erstenmal,
Alsob ich älter sei als Wald und Berg und Thal.
Da Wald und Berg und Thal, die alten, sich erneun,
Wie sollte sich nicht neu das alte Herz auch freun?