Sagt er nur, was er meint, sagt er nur, was ihm scheint,
Wenn er entschieden auch bejahet und verneint.
Sagt er auch nicht dazu: so mein' ich und so scheint es;
Von selbst versteht es sich: es scheint ihm und er meint es.
Nimm davon an, was sich mag deinem Sinn vereinen,
Und hab' im Uebrigen dein Scheinen selbst und Meinen.
67.
Nicht gnug ist's, selber nicht zu hassen noch zu neiden;
Du mußt den Neid, den Haß von andern auch vermeiden.
Des Hasses Blick ist Frost, des Neides Blick ist Gluth;
O Liebespflanze, dir ist Gluth und Frost nicht gut.
Gott geb' ein Plätzchen dir, wo rein du könntest sprossen,
Von Liebesstrahl besonnt, von Freundschaftsthau begossen;
Wo dich kein Blick erreicht, wo dich kein Hauch berührt,
Von dem nicht Geist geweckt, und Andacht wird gesehürt.
68.
Das Land der Kindheit ließ ich hinterm Rücken liegen,
Und vorwärts wie der Schritt begann der Blick zu fliegen.
Ich hatte Muth und Trieb allein, bergan zu gehn,
Und keiue Lust noch Zeit, einmal zurück zu sehn.
Dann als ich umschaun wollt' auf halber Höhe droben,
Da hatt' ein Hügelland dazwischen sich geschoben.
Doch als ich angelangt nun auf dem Gipfel war,
Da lag das schöne Thal in Ferne dämmerklar.
Was mir im Rieisedraug verschwunden war, vergessen,
Mit sanfter Wehmuth nun erinnr' ich all mich dessen.
Die Sehnsucht trüge gern zum stillen Thal mich wieder,
Allein mein Weg geht dort den andern Abhang nieder.
69.
So glücklich war ich und so sorglich es zu bleiben,
So wünschend nur mich im gewohnten Gleis zu treiben;