Daß ich nicht wagt' im Schritt zu eilen, noch zu säumen,
Noch irgend ein Geräth von seinem Platz zu räumen;
Aus Furcht, es möcht' im Takt das Glück die Störung spüren,
Und kleine Aenderung zu einer größern führen.
70.
Bist du gedankenlos, so geht mit offnen Ohren,
Mit offnen Augen dir der Sinn der Welt verloren.
Die Sinne sind dir voll, doch hast du nichts davon;
Im Aug' erlischt das Bild, im Ohre stirbt der Ton.
Bist du gedankenvoll, so geht es dir noch schlimmer,
Du merkst nur dumpf um dich verworrnen Klang und Schimmer,
Den Sinnen selbst entgeht der Außenwelt Gewinnst,
Weil du im Inneren Gedankenfäden spinnst.
Beglückt nur, wenn du so zu spinnen lernst den Faden,
Daß er den Dingen nicht, noch ihm die Dinge schaden;
Wenn offner Sinn ergreift und hält der Bilder Schwanken,
Und das Gemüth daraus webt ewige Gedanken.
71.
Das Denken, das sich treibt in ungemessnem Gleise,
Hat nirgend Ruh', als wo sich's ründet still im Kreise.
Ob enger solch ein Kreis, ob weiter sei, ist gleich;
Der Geist, im engsten wohlverschlossnen fühlt sich reich.
Doch fühlt er reich sich nur auf einen Augenblick,
In neue Kreise treibt ihn ewig sein Geschick.
Und volle Ruhe wird vom Denken nur gefunden,
Wo es in einen Kreis vermag die Welt zu runden.
So lnage scheinen wie Planeten irr zu gehn
Gedanken, bis benwußt sie eine Sonn' umdrehn.
Um eine Sonne drehn sich meine lange schon,
Die ihnen nur verhüllt ist auf dem Mittelthron.
72.
O hätt ich Bäume doch vor fünfundzwanzig Jahren
Gepflanzt, als rüstig noch dazu die Hände waren!