Komm von der Mauer! kein Vertraun

              Der erste.

Komm von der Mauer! kein Vertraun
Erweckt es dir, den Feind zu schaun
Und mir erweckt die Schildrung Graun.

   Der andre  (herunterkommend).

Fünf Tage sind bereits verstrichen,
Seit unsre Boten ausgezogen,
Und wenn nun dieser gar erblichen;
Ist mit der Sonn' am Himmelsbogen
Die letzte Hoffnung uns entwichen.

            Der erste.

Ein Tag rollt nach dem Tag hinab,
Und jeder ist ein Sonnengrab.
Wie seltsam ist der Stunden Gang!
So kurz und flüchtig, träg und lang;
So langsam der Erwartung Drange,
So eilig dem, wovor uns bange;
So windet sich die alte Schlange,
Die Zeit, mit ihren Augenblicken
Um uns, und droht uns zu ersticken.

            Der andre.

Eh' dieser Tag die Augen zu
Gethan hat, muß die Hülf' erscheinen,
Sonst gehn der Stadt mehr Augen zu
Als hier die meinen und die deinen.

            Der erste.

Nun zwei doch haben ich und du
Und man beraubt uns nur des einen,
Das andre läßt man uns zum Weinen.

            Der andre.

O flie' die Sonne schwand im Nu;
Nacht ist's, und in der Welt wird Ruh.
Nun werd' ich nicht die Stimmen hören,
Die fremden, die im Waffenklirren
Von dort zu uns herüberschwirren;
Ich schIaf', und mag kein Traum mich stören!