V. Nun für Elisabeth war an der Zeit

                                  V.

Nun für Elisabeth war an der Zeit es schon,
Daß sie gebären sollt', und sie gebar den Sohn.

Das höreten die Freund' und Nachbarn rings und priesen
Des Herren große Huld, die sich an ihr bewiesen.

Darauf am achten Tag, da sie zum Feste kamen
Des Kindes, nannten sie's nach seines Vaters Namen.

Da sprach die Mutter! Nein! Johannes sei's genannt.
Doch sie erwiederten: Es ist uns nicht bekannt,

Daß also Jemand heißt, der mit dir ist verwandt.

Sie aber sprach, daß er nicht anders heißen sollte.
Dem Vater winkten sie, wie er ihn nennen wollte?

Er nahm ein Täfelchen und schrieb zu jedermannes
Verwunderung darauf: Sein Name sei Johannes.

Da that alsbald sein Mund sich auf und seine Zunge,
Und Gott zu preisen hub er an mit hohem Schwunge,

Und alle stauneten, die's hörten, alt' und junge.

Rings im judäischen Gebirge ward es kund,
Wie Gott erst zu, dann auf that Zacharia's Mund.

Und alle fragten mit verwunderten Geberden,
Die's höreten: Was wird aus diesem Kinde werden?

Und sichtlich mit dem Kind, vom Tage da's gebar
Die Mutter, war die Hand des Herren wunderbar.

Doch Zaeharia war des heil'gen Geistes voll,
Und prophezeiete vom Heil, das kommen soll:

Gepriesen sei der Herr, der Schirmer Israels,
Der uns von Davids Haus aufrichtet einen Fels,

Wie durch Prophetenmund vor Alters er versprach,
Jedem er seinen Bund nicht unsern Vätern brach,

Den Schwur, den Abraham er schwor und hielt hernach,
Zu wenden unsre Noth, zu enden unsre Schmach;

Auf daß wir furchtlos aus der Feinde Hand gerettet,
Ihm dienen freudig, von der Knechtschaft Band entkettet,

Vor seinem Angesicht, in seiner Huld gebettet.

Du aber, Kindlein, wirst dem Höchsten ein Prophet
Genannt sein, der einher vor seinem Herren geht,

Zu bahnen ihm den Weg, und seinem Volk zu künden
Des Heils Erkenntniß zur Vergebung seiner Sünden,

Durch die Barmherzigkeit des Herrn, von dessen Gnade
Ein Aufgang aus der Höh bestrahlet unsre Pfade,

Der uns die finstre Nacht des Todessehattens lichtet,
Daß unser Fuß zum Weg des Friedens sei gerichtet!

Der Knabe aber wuchs und wurde stark im Geist,
Und in der Einsamkeit der Wüste war er meist,

Bis zu den Tagen, da hervor er sollte treten,
Berufen von dem Herrn zum Amte des Propheten.