61.
Hast du je in deinem Leben
Mir ein herzlich Wort gegeben,
Wie ein Mädchen irgend gibt
Einem, den sie wirklich liebt?
Ließest du aus deinen Augen
Je mich rechtes Leben saugen?
War je deiner Seele Kuß
In der Lippen äußrem Schluß?
Ist sie Holz und todte Steine,
Zehr' um sie nicht Blut und Beine;
Oder ist sie dir nur Holz?
Laß sie andern und sei stolz!
Daß auch Eifersucht mich quälet,
Alle kleinen Blicke zählet,
Die sie ungezählet gibt
Jedem, der sie nur nicht liebt!
Gib mir nur so viel wie andern,
Oder wahrlich ich muß wandern;
Lassen muß ich dich, bei Gott,
Denn ich bin mir selbst ein Spott.
O du fühlst im Herzen drinnen,
Daß ich doch nicht kann entrinnen;
Schande mir, daß ich ein Mann,
Und mich nicht ermannen kann.