36.
Wie sind deine Töne,
Menschenbrust, so dumpf!
Wie für's Geistig-Schöne,
Worte, seid ihr stumpf!
Wie sind eure Glieder
Ungeschmeidig streng,
Eure Formen, Lieder,
Dem Gefühl zu eng.
Was ich hatt' empfunden
In der Brust so warm,
Wie sich's losgewunden,
Steht es da so arm.
Vor dem Klang der Flöten
Schämt sich Dichters Wort,
Vor der Ros' erröthen
Muß es fort und fort.
Kannst du wohl dich messen,
Lied, mit Nachtigall,
Flüsternden Cypressen
Silberwogenfall?
Daß die Rede flösse
Wie des Ouelles Fluth,
Oder sich ergösse
Wie des Feuers Gluth!
Daß die Worte sproßten
Wie die Ros' im Thau,
Wie die Röth' im Osten
Aus dem feuchten Blau!
Meine Lieder schienen
Immer herb mir nur,
Wenn ich ab von ihnen
Sah in die Natur.
Lieblich will mir scheinen
Nur das Liebeslied,
Liebste, das aus deinen
Augen an mich sieht.