Nur ein einz’ger Schleier noch

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Nur ein einz'ger Schleier noch
  Hüllt der Liebsten Schönheitslicht.
  Könnt' ich heben diesen doch,
  Und ich säh' ihr Angesicht!
Von dem Himmel trennet mich
  Eine morsche Schrank' allein.
  Höbe diese Schranke sich,
  Und ich würde selig sein!
Nur ein bunter Vorhang schwebt
  Vor dem Harem, wo sie ruht;
  Wie der Lüfte Spiel ihn hebt,
  Weht mich an die Rosengluth.
Auf der Liebsten Augen drinn
  Liegt ein Zauberschlummerduft,
  Und es hört mein leiser Sinn,
  Wie sie mich im Traume ruft.
Komm! so tönt der Liebeslaut,
  Komm und brich den Zauberstab,
  Weck' in's Leben deine Braut,
  Oder sink zu« ihr in's Grab.
Ja ich muß, nicht läßt es mich:
  Liebend mir am Busen warm
  Mußt du werden, oder ich,
  Liebste, kalt in deinem Arm.