Als ich singen wollte

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Als ich singen wollte zu der Liebe Preise,
  Statt in eig'ner, auch einmal in fremder Weise,
  War die Weise fremd im Anfang, aber wurde
  Eigen endlich auch im Liebeszauberkreise.
Geh' in der Nacht im Garten an die Fluth,
  Wo schon der Lotos unter'm Wasser ruht.
  Entschleire dich! er taucht empor, und hält
  Für Sonnenaufgang deiner Wangen Gluth.
Alswie das Käferchen im Schooß der Rose,
  Alswie das Mückchen in der Zuckerdose,
  Hält mich die Lieb' in Lust gefangen; soll ich
  Beklagen oder segnen meine Loose?
Ich trage deinen Traum in meinem Busen;
  Für andres ist kein Raum in meinem Busen,
  Mein Blut ist hin, ich trage wie der Becher
  Nur süßen Liebesschaum in meinem Busen.
Wenn ich dein Süßes durft' erwerben nicht,
  O kargtest du mit deinem Herben nicht;
  Wenn mir, durch dich zu leben, wehrt das Glück,
  Mißgönnte mir's, von dir zu sterben, nicht!
Ich lieg' in eines bittern Meeres Grab;
  Nur Einen süßen Tropfen träufl' herab!
  Du weißt es, die bescheidne Muschel macht
  Zur Perl' ein Tröpflein, das die Wolk' ihr gab.
Gestern war ich Atlas, der den Himmel trug,
  Als der Liebsten Herz auf meinem Busen schlug;
  Ihrer Augen Sonnen kreisten über mir,
  Und wie Aether spielt um mich ihr Athemzug.
O zieh' den Liebesknoten fester zu noch!
  So lang' ich athme, fand ich keine Ruh noch.
  Laß mich in dir ausathmen! Mir fehlt etwas.
  Solang ich etwas andres bin als du noch.
Mir ist dein Kuß je länger je lieber,
  Dein Arm ist mir je enger je lieber.
  Zwar macht dein Kuß, der lange, mir bange,
  Mir aber ist je bänger je lieber.
Meine Thränen fließen ohne Minderung,
  Meine Wunden bluten ohne Linderung.
  Mich am Sterben hindern könnte nur dein Blick,
  Doch er läßt mich sterben ohne Hinderung.
Die Wund' ist mein, wozu den Pfeil du hast;
  Das Weh ist mein, wozu das Heil du hast.
  Ich suche dich, o sieh! die Hälfte Herz
  Ist mein, wozu das andre Theil du hast.
Der Hauch auf meinen Lippen ist nicht meiner,
  Ich hab' ihn dir entathmet er ist deiner.
  Dein Liebesodem und mein Sehnsuchtsathem,
  Zwei Hauche waren es, und sind nun einer.
Die Liebe sprach: Gib mir dein Herz, es soll genesen.
  Entfaltet wie ein Blatt hat sie mein ganzes Wesen.
  Mit einem Gruß an dich hat sie das Blatt beschrieben;
  O möchtest du einmal wie einen Brief mich lesen!
Du bist mein Tag, was könnte trüb mich machen?
  So oft du lächelst, muß die Welt mir lachen.
  Du bist mein Tag, o lächle, daß ich sterbe!
  Und lächle dann, ich will vom Tod erwachen.
Mein Tag! du mußt dich auch geberden heiter,
  Wenn es mir soll im Herzen werden heiter.
  Wenn um die klare Stirn du Wolken ziehest,
  Mein Tag! alsdann isks nicht au Erden heiter.
Wenn du deine Augen schliesest, welche meine Sonnen sind;
  Weiß ich nicht, ob du mir vorkommst blind, ob ich mir selber blind?
  Wie ein Kind dann möcht ich weinen, wie du mit geschlossenen
  Augen seltsam hold mir vorkoxnnist hülfsbedürstig wie ein Kind.
Liebster! daß vor mir du sterbest, siehst du wohl, es geht nicht an,
  Da ich weinen muß sobald du deine Augen zugethan.
  Da ich jetzo trocknen Auges sie nicht kann sich schließen sehn,
  Meinst du, daß ich ungebrochnen Herzens brechen sehn sie kann?