Schwing’ dich, Adler!

                      59.

Schwing' dich, Adler! ich erlaube deine Lust;
  Schwing' mit Kreischen dich, und raube deine Lust!
  Turteltaub'! im Nest nicht girre, wo er kreischt;
  Birg' mit Schweigen unterm Laube deine Lust!
  Heut' erwähl' ich mir des Adlers Sonnenschwung,
  Morgen mir, o Turteltaube, deine Lust.
  Freuden pflücke, wann der Frühling Rosen bringt;
  Koste, bringt der Herbst die Traube, deine Lust!
  Lilie! des Silberhelmes freue dich!
  Ros'! es sei die Scharlachhaube deine Lust!
  Ostwind! hauch' in Blüthenflocken säuselnd hin!
  Komm' auch, Nordwind, und verschnaube deine Lust!
  Laß sich deine Sprossen drängen, Sommerhain,
  Eh' der Winter dir entlaube deine Lust!
  Blicke, wenn die Erde leer ist, himmelan,
  Schmerz! dir zeiget dort der Glaube deine Lust.
  Ist ein Wissen dir gegeben, liebes Herz,
  Sorge, daß es nicht verstaube deine Lust!
  Wie das Huhn, das Körner picket, Freimund komm
  Und der Spreu der Welt entklaube deine Lust!