Als ein neues Stiefelpaar
Ich mir wollte jüngst bestellen,
Sprach ich zu der zünft'gen Schaar:
Höret, Meister und Gesellen!
Fußbekleidung mancherlei
Habt ihr schon mir zugeschnitten,
Aber nie so tadelfrei,
Daß nicht meine Füße litten.
Schlappig war ein weites Paar,
Und zu eng das knappgeschmückte,
Doch das allerschlimmste war,
Das, zu weit, mich dennoch drückte.
Nehmet euch zusammen jetzt,
Und ein solches Kunstwerk schaffet,
Das nicht den Geschmack verletzt,
Meister, und nicht kneipt noch klaffet.
Oder anderm Künstler zu
Muß ich meine Zuflucht nehmen,
Wenn ich mich nur soll dem Schuh,
Ihr nicht wollt dem Fuß bequemen.
Lange hört' er mit Geduld,
Endlich sprach er mit Verdrusse:
Nicht am Schuhe liegt die Schuld,
Sondern, Herr, an euerm Fuße.
Mein Gemächt ist kunstgerecht,
Und befriedigt all' die meisten;
Eurer Zehen Schnitt ist schlecht,
Der sich nicht fügt meinem Leisten.
Und der Streit ist ohne Schluß
Zwischen mir und meinem Schuster;
Weder gelten meinen Fuß
Lässet er, noch ich sein Muster.
Scheid es, liebes Publikum!
Wenn es dir nicht auch so gehet,
Daß mein neuer Schuh dir krumm,
Schief dein alter Fuß mir stehet.