Das Eine Lied.

Ich weiß der Lieder viele,
  Und singe was ihr liebt.
  Das ist wohl gut zum Spiele,
  Weil Wechsel Freude giebt;
  Doch hätte Lieb' und Friede
  Genug an Einem Liede,
  Und fragte nicht, wo's hundert giebt.
Jüngst sah ich einen Hirten
  Im stillen Wiesenthal,
  Wo klare Bächlein irrten
  Am hellen Sonnenstrahl.
  Er lag am schatt'gen Baume,
  Und blies als wie im Traume
  Ein Lied auf einem Blättlein schmal.
Das Lied, es mochte steigen
  Nur wenig Tön' hinauf,
  Dann mußt' es hin sich neigen,
  Und nahm denselben Lauf.
  Es freut' ihn immer wieder;
  Gern hätt' ich meine Lieder
  Geboten all' dafür zum Kauf.
Er blies sein Lied, und ließ es,
  Und sah sich um im Hag,
  Hub wieder an und blies es,
  Ich schaute wie er lag:
  Er sah bei seinem Blasen
  Die stillen Lämmlein grasen,
  Und langsam fliehn den Sommertag.