Mein Park.

Jüngst ward ich unzufrieden
  Mit mir und meinem Thal,
  Darin mir ist beschieden
  Ein Streifchen kurz und schmal;
Ein Gärtchen dessen Bäumchen
  In sich zusammendrängt
  Zwei Beetchen und ein Bäumchen,
  Das über's Zäunchen hängt.
Und als ich aufspazieret,
  Ward erst mein Sehnen stark,
  Wie sich mein Blick verlieret
  Im weiten Herrenpark.
Der Schattengänge Windung
  Durch grüne Dämmernacht!
  Fast wäre die Empfindung
  Des Neids in mir erwacht
Wie laut die Bächlein schwätzen,
  Wie still die See'n stehn,
  Und auf umbüschten Plätzen
  Nach mir die Rehe sehn!
Wie lieblich wär es wohnen
  In diesem Gartenhain,
  In diesen Landeskronen,
  Wenn alles wäre mein!
Sein Herr sieht nicht in Jahren
  Hier wachsen Laub und Gras;
  Und wenn er kommt gefahren,
  Sieht er durch Fensterglas.
Doch wird für ihn im Parke
  Gerüstet fort und fort;
  Es gehn mit Hak und Harke
  Geschäft'ge hier und dort:
Ein Junger und ein Alter,
  Ein Mädchen und ein Kind,
  Ein Gärtner, ein Verwalter,
  Und allerlei Gesind.
Und wenn ich sollte walten
  Nun dieser Gartenwelt,
  Womit sollt' ich erhalten
  Das Volk, das sie erhält?
Da wollt' ich selbst nicht länger
  Der Herr des Parkes sein;
  Nur zum Spazierengänger
  Bedang ich drin mich ein.
Doch so, wie mancher Leser
  Als Herrn der Dichterflur
  Sich selbst, und als Verweser
  Ansieht den Dichter nur;
So träumt' ich Wandelgeher
  Mich in den Traum hinein,
  Bestellt zum Parkaufseher
  Sei mir der Herr allein.
Wie schön weiß er zu ziehen,
  Was ich mir ausgedacht!
  Wie hat er die Partieen
  Mir hier zum Dank gemacht!
Das konnt' ich selbst nicht hoffen;
  Das hat mich überrascht.
  Mein Wunsch ist übertroffen,
  Und mein Gedank' erhascht.
Hier tadl' ich zwar im Stillen,
  Die Aussicht hemmt der Strauch;
  Doch läßt man seinen Willen
  Einmal dem Gärtner auch.
Da stieß ich mich im Traume
  An einen starren Pfahl;
  Der steht in diesem Raume
  Doch nicht nach meiner Wahl.
Und hoch am Pfahl ein Brettchen
  Besagte klar und scharf,
  Daß man hier jedes Blättchen
  Sehn, doch nicht brechen darf;
Dieweil der Herr der gnäd'ge
  Den Park hab' aufgethan,
  Daß man darin nicht schäd'ge,
  Und es mit Dank seh' an.
So bin ich nun nicht länger
  Der Herr in diesem Hain;
  Doch läßt man Frühlingssänger
  In jeden Garten ein.
Ich kann hier taglang fliegen
  Durch's Grün im freien West,
  Und Nachts mich ruhig schmiegen
  Daheim in's enge Nest.
Und fällt es ein dem Herren,
  Den Park zu sperren gar;
  Wie denn die Herren sperren
  Jetzt manches wunderbar;
So acht' ich's gleich dem Quarke,
  Um den ein Hund sich zerrt,
  Und flüchte zu dem Parke,
  Den mir kein Mensch versperrt;
Zum Park von allen Parken,
  Der über Berg und Thal
  Sich zieht, so weit die Marken
  Setzt Sonn' und Mondenstrahl.
Bestellt zu seinen Pförtnern
  Sind Früh- und Abendroth,
  Und angestellt zu Gärtnern
  Lenz, Sommer, Herbst und Tod.
Der Park steht offen allen
  Vom Herrn dem gnädigen,
  Die drinnen friedlich wallen
  Und auch nicht schädigen.